"Big Foot 43"
oder
Reifenwechsel inkl. Ummontage
Wichtiger Hinweis:
Bei den folgenden Erklärungen handelt es
sich um eine Übung für den Notfall. So wie ich es gemacht habe, kann es durchaus zu
Verletzungen bzw. gefährlichen Momenten führen. Ich lehne JEDE Verantwortung ab,
falls jemand versucht, es nachzumachen und Teile beschädigt oder noch viel
schlimmer er / sie sich oder andere verletzt!
Im Rahmen der Lackierung
von Big Foot mussten auch die Räder runter, da die Achskörper auch lackiert
werden sollten. Ferner hatten die Felgen lediglich eine Grundierung, aber ich
hatte andererseits noch einen Satz Felgen, die schön silberfarben waren – so wie
ich sie auch die anderen Felgen haben wollte.
Daher hatte ich mich
entschlossen, die Räder zu demontieren und die Decken zu wechseln, damit ich die
Felgen besser lackieren kann. Gleichzeitig wollte ich den Räderwechsel an den
Schlauchlos-Rädern üben und herausfinden, welche Hilfsmittel ich noch brauche,
um dies auch zur Not allein zu schaffen.
Zunächst ging es darum,
die Räder zu demontieren, mit der Montierhilfe (s. auch hier) ging es relativ
einfach, auch wenn meinem Sohn ein paar Kilogramm Gewicht trotz Verlängerung auf
dem Radkreuz fehlten, um die Schrauben zu lösen, die ich vor 2 Jahren mit 650Nm
angezogen hatte - einige saßen extrem fest.
Demontage:
Für absolute Anfänger: Löse die Schrauben während das Rad noch auf dem Boden
steht and während die Handbremse angezogen und mindestens ein Rad mit Keilen
gesichert ist. Nachdem alle Schrauben mit ca. einer halben Umdrehung gelöst
sind, hebe das Rad an und entferne sie komplett. Dann nehme das Rad ab,
welches etwas schwierig sein kann. Aber indem man das Radkreuz mit zwei Armen
unter das Rad legt und auf der anderen Seite anhebt, kann man es dann oben Stück
für Stück abziehen.
Nachdem die Räder
demontiert waren, mussten die Decken runter, dazu wurden die Ventile rausgedreht
und dann mit Wagenheber gegen den Fahrzeugrahmen abgestützt die Decken
abgedrückt.
Nachdem ich mich beim
ersten Rad fürchterlich abgequält hatte, habe ich die Montierpaste gekauft, die
gibt es für wenig Geld z. B. im 10 kg Eimer beim guten LKW- bzw.
PKW-Teilehändler. Hier sieht man meinen Sohn wie er voller Begeisterung die
Felgenränder und die Wülste der Reifen gut einschmiert.
Hier die Werkzeuge, zwei
"kleine" Montierhebel mit 65 cm, auf dem Rad liegend sowie ein aus Verzweiflung
(s. o.) gekauften, ordentlichen Montierhebel mit über 1 Meter.
Während man die Decke
auf der einen Seite in die Vertiefung drückt greift man mit dem Montiereisen
zwischen Felge und Decke und hebt den Wulst über die Felge.
Jetzt wird es Zeit das
zweite Montiereisen in die entstandene Lücke zu setzten.
An dem langen
Montiereisen sind an beiden Enden zwei Rundstäbe angeschweißt. Mit denen kann
man entweder an der Sicke des Felgenhorns aufsetzen und den Wulst weiter über die
Felge drücken ...
... oder aber man legt
es auf die kurzen Montierhebel. Letzteres finde ich besser, da man dabei die
Lackierung der Felge nicht weiter verkratzt.
So, das war's auch
schon, allerdings muss ich nach 4 Rädern sagen, dass der nun folgende zweite Teil
umständlicher ist.
Ich habe für den zweiten
Teil das Rad senkrecht aufgestellt und die Felge durchgeschoben. Wichtig ist,
immer den Teil mit der Vertiefung nah am zu demontierenden Wulst zu haben!
Dann den Montierhebel wieder einsetzen und hebeln!
Hierbei kann man jetzt
gut die weiteren beiden kurzen Montierhebel gebrauchen, wobei ich den "Haken"
der "Kleinen" gern über das Felgenhorn gelegt habe, wo die Haken prima
reinpassen. Man kann hier auch ganz gut mit dem Hammer - so 2 kg sollte der
schon haben- seitlich auf die Montierhebel schlägt und diese dann immer mal
anhebt.
Irgendwann fällt dann
endlich die Felge aus der Decke.
Dann die Reifen auf die
Felgen wieder drauf, in meinem Fall die bereits in Silber lackierten. Wieder
ganz wichtig ist, dass Decke und Felge an den entscheidenden Stellen gut
eingeseift sind. Der Teil der Felge mit Vertiefung nach oben, Decke auflegen.
Dann mit dem
Montierhebel die Decke Stück für Stück über das Felgenhorn hebeln.
Bereits jetzt fühlt man
sich wie der King!
Es fehlt allerdings noch
der letzte Teil. Ach ja, hinter mir liegt das Wuchtpulver, es wird samt Beutel
in das Rad geworfen, beim Fahren zerfällt der Beutel und das Pulver verteilt
sich an den Stellen, wo normalerweise Bleigewichte angebracht würden. Bei LKW
werden die Räder ja fast nur allein und nicht an der Achse ausgewuchtet, ich
verspreche mit durch das Wuchtpulver (Equal-XXXX im englischen und auch
teilweise beim Händler als Suchbegriff!) sozusagen ein Auswuchten "an der
Achse".
Jetzt geht es nur noch
darum die Decke wieder auf die Felge zu bekommen, gar nicht so einfach ohne
Schlauch . Ohne die bei Werkstätten vorhandenen Dichtschellen (nähme zu viel
Platz weg), gibt es noch zwei weitere mir bekannte Methoden:
Die
Fahrradschlauchvariante:
Ich habe das Rad auf einen Holzklotz gelegt, damit die Decke sich durch das
Eigengewicht auf der unteren Seite selber abdichtet. Oben bleibt jedoch immer
ein Spalt und normalerweise hat der Kompressor nie das Volumen zur Verfügung, um
die Decke durch den plötzlichen Druckanstieg anzupressen - selbst wenn man das
Ventil draußen lässt! Also nimmt man in meinem Fall einen passenden
Fahrradschlauch (22") und legt ihn leicht mit Luft befüllt in den Spalt. Nun
gibt man Druck auf das Rad, wobei der Fahrradschlauch eingequetscht wird. Durch
den vorher gut eingeschmierten Felgenrand und Reifenwulst kann man aber selbst
bei bis zu 1 bar den Fahrradschlauch noch locker rausziehen. Ein kleines Video
dazu gibt es beim Anklicken hier (Größe 4,10 MB, einfach den Link mit der
rechten Maustaste anklicken, "Speichern unter" auswählen und dann von Festplatte öffnen):
VIDEO
Die
Abfackelmethode:
Bremsenreiniger brennt wunderbar! Reichlich davon in den Reifen geblasen und
dann angesteckt, es macht "fump" und die Decke ist auf die Felge durch die
plötzlich vorhandenen Verbrennungsgase draufgesprungen.
Hinweis: Ich habe es 4 mal versucht, bis ich eine ausreichende Menge
Bremsenreiniger reingesprüht hatte, es sollte schon reichlich - mein Empfinden
für die Menge - sein. Allerdings sollte ersten das Ventil drin sein, da sonst
die Verbrennungsgase sofort wieder entweichen und die Decke wieder vom
Felgenhorn wegen der Schmierseife runtergleitet. Außerdem sollte man schnellsten
mit dem Befüllen mit Druckluft beginnen. Die Verbrennungsgase kühlen durch die
Masse relativ schnell wieder ab, Druck wird weniger und erneut rutscht die Decke
von der Felge! Was man hier nicht sieht: Nachdem es beim vierten Mal
endlich geklappt hatte, passiert mir genau das, vor was ich eben zuletzt gewarnt
hatte. Ich habe dann wieder zu der Fahrradschlauch-Variante gegriffen! OK, wer
es sich ansehen will, wie ich rumfackele, hier (Größe 1,08 MB, einfach den
Link mit der rechten Maustaste anklicken, "Speichern unter" auswählen und dann von Festplatte öffnen): VIDEO
Die
Hammer-Methode:
Mit einem großen Hammer schlägt man gegen die Lauffläche, während man den Reifen
bereits mit Druckluft befüllt. Durch die Schläge baut sich kurzzeitig ein
höherer Druck auf, der die Reifen zur Felge abdichtet. Hinweis: Um die
Druckluftbefüllung möglichst effektiv zu gestalten, sollte das Ventil draußen
gelassen werden. Ferner war es bei mir am besten, indem das Rad aufrecht stnad.
Bei mir ging es fast von allein, nachdem die Decke einige Tage leicht schräg
aber aufrecht gestanden hatte und die Felge einseitig aufgezogen hatte (neues
Ventil musste noch montiert werden). Dabei hing die Felge einseitig heraus und
hatte dabei wohl über mehrere Tage den Wulst auseinandergezogen.
Die
Spanngurt-Methode
Man lege einen ausreichend starken (Ratschen-)Spanngurt um die
Lauffläche und durch die Quetschung beim Anziehen sollten die Reifenflanken zu den Felgenhörnern hin wandern.
Bis jetzt nicht ausprobiert, Tipp von Pirx.
Gem. Info meines
Freundes Stefan Stigl gibt es Nachteile durch die Montagepaste:
Wenn im Sand mit wenig Luftdruck gefahren wird, sorgt die Paste für einen
erhöhten Schlupf zwischen Felge und Reifen. Während dieses Schlupfes dringt Sand
zwischen Reifen und Felge und verhindert ein erneutes Abdichten...
Dann muss der Reifen wieder kompl. demontiert und gereinigt werden.
Da nach meinen Erfahrungen NICHT auf die Schmiererei verzichten werden kann,
sollte das Schmiermittel vor dem Aufpumpen gründlich entfernt werden. Ob dann
allerdings der Trick mit dem Fahrradschlauch noch funktioniert oder selbiger
stecken bleibt, kann ich im Moment noch nicht sagen.
Anschließende
Montage der Räder:
Bei meinen
mittenzentrierten Felgen mit Flachbundmuttern muss man bei der Montage
aufpassen, dass die Räder richtig mittig sitzen. Dazu sollte man das Rad nicht
nachdem man es auf die Radbolzen aufgefädelt hat (s. auch oben, Demontage, Trick
mit dem Radkreuz, damit kann man auch die Räder etwas drehen, besonders wenn es
sich um die gebremste Hinterachse handelt) sofort fest anziehen. Vielmehr zieht
man die Schrauben relativ locker an. (löst dann die Bremse sofern es sich um die
Hinterachse handelt) und zieht die Schrauben über Kreuz an. Aber nicht sofort
ganz fest, sondern man verteilt das Anziehen auf mehrere Umdrehungen. Dadurch
hat das Rad die Möglichkeit, sich perfekt in der Mitte einzupendeln.
Ein Anziehen der Schrauben über Kreuz gilt allerdings für JEDES Rad, auch wenn
es nicht mittenzentriert ist.
Zum Anzugsmoment: Da man ja sowieso eine Verlängerung für die großen
Anzugsmomente beim LKW braucht, kann man sich ja einfach eine Markierung in
Abhängigkeit von seinem Gewicht machen! Bsp: Gefordertes Anzugsmoment in
Newtonmeter = 600 Nm, eigenes Gewicht = 90 kg x 9,81 m/s² (gerundet 10), d. h.
Markierung bei 600 / 900 = 0,66m. Wenn man sich also mit seinen 90 kg bei
ungefähr 66 cm so auf die Verlängerung abstützt, dass man den Bodenkontakt
verliert, hat man 600 Nm auf die Schrauben einwirken lassen.
Die Angaben auf den Felgen sind:
22,5x1175 IS 135
D/DOT GERMANY
160L
DAF 1247502
27798 (in zweiter Reihe):9
857PCP
bzw.
Lemmerz
012102
1
78 und dahinter: /4
11,75x22,5
Gemäß meinen Messungen haben
die Felgen eine Einpresstiefe von 135 mm bzw. –150 mm – je nach Montageweise.
Zur Bestimmung der Einpresstiefe (ET) sind zwei Messungen und eine kurze
Berechnung notwendig.
Man lege die Felge auf einen ebenen Untergrund, sofern man den Reifen nicht
demontiert ist die Messung leicht verfälscht.
Zuerst misst man von Boden zu der unteren Auflagefläche (die dem Boden
zugewandte). Das Ergebnis bezeichnen wir mit "A". Jetzt dreht man die Felge und
misst erneut wie vor. Das Ergebnis sei "B".
Die Berechnung der ET erfolgt nach ET = (B - A) / 2
Das Vorzeichen richtet sich danach, wie die Felge ausgerichtet ist: Es ist
positiv sofern das Rad in das Chassis weiter eintaucht, es ist negativ, wenn das
Rad weiter aus dem Chassis herausragt..